Emder Matjestage 
Segel-Legende Eye of the Wind nimmt Kurs auf Emden

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Die Eye of the Wind unter vollen Segeln – im Juni kommt der Großsegler nach Emden und kann im Rahmen der Matjestage besichtigt werden. (Foto: H. P. Bleck / FTS).
Die Eye of the Wind unter vollen Segeln – im Juni kommt der Großsegler nach Emden und kann im Rahmen der Matjestage besichtigt werden. (Foto: H. P. Bleck / FTS).

Seit 107 Jahren ist der Zweimaster Eye of the Wind auf den Ozeanen der Welt unterwegs. Bei den bevorstehenden Emder Matjestagen macht der Großsegler erstmals in der Seehafenstadt fest. Im Rahmen einer Open-Ship-Veranstaltung können maritim interessierte See- und Sehleute den Windjammer, der als Film-Kulisse in mehreren Hollywood-Produktionen zu Leinwand-Ruhm gelangte, bei freiem Eintritt besichtigen.

Open Ship: Traditionelle Seefahrt zum Anfassen

Die Schiffsankunft in Emden wird für den 1. Juni erwartet. Alle Besucher der Matjestage sind eingeladen, den Rahsegler und dessen Besatzung beim Wochenende an der Jade beim „Open-Ship“-Termin kennenzulernen. Interessierte dürfen in einer „Knotenschule“ Seemannsknoten ausprobieren und bei gutem Wetter und leichtem Wind sogar eines der Segel selbst setzen! Sammler erhalten natürlich auch einen Schiffs-Stempel und Papiermodelle zum Selberbauen. Im Rahmen der maritimen Großveranstaltung kann die Eye of the Wind im Emder Hafen besichtigt werden:

Open Ship
am Sonntag, 3. Juni 2018,
von 14:30 bis 17:30 Uhr
am Liegeplatz beim Hafentor im Ratsdelft.
Der Besuch ist kostenlos – „Eintritt frei auf der Eye“!

Weitere Informationen zum Open-Ship-Termin unter www.eyeofthewind.net

Heringsfang und Hollywood

Die Emder Matjestage sind ein willkommener Anlass für einen Besuch in der Seehafenstadt, denn in der Mitte des letzten Jahrhunderts wurde dieses Schiff auch in der Heringsfischerei eingesetzt. Rund um Island wurde zwanzig Jahre lang der Fischfang mit Treibnetzen betrieben. Das Schiff fuhr in dieser Zeit unter den Namen „Merry“ und „Rose Marie“ – dort, wo heute komfortable Gästekabinen zum Mitsegeln einladen, befand sich ein großer Lagerraum mit Fässern voller Heringe.

Die maritime Vergangenheit der Eye of the Wind beginnt bereits im Jahr 1911. Als Gaffelschoner in Brake an der Unterweser gebaut, wird das Schiff zunächst auf den Namen Friedrich getauft und im Hamburger Schifffahrtsregister eingetragen. Nach mehreren Eignerwechseln und Namensänderungen, einer Strandung und einem Brand im Maschinenraum scheint das Ende im Jahr 1970 unausweichlich. Stattdessen beginnen englische Segelschiffs-Enthusiasten damit, den Rumpf komplett neu aufzuriggen. 1976 ist der Zweimaster unter seinem neuen Namen Eye of the Wind dann bereit, großen Abenteuern auf See entgegen zu fahren.

Die majestätische Erscheinung des Großseglers erregt in der Filmbranche Aufmerksamkeit, und so trotzt die Eye of the Wind auch vor der Kamera wilden Stürmen, strandet, brennt aus und sinkt. Namhafte Hollywood-Stars wie Brooke Shields und die beiden Oscar®-Preisträger Tommy Lee Jones und Jeff Bridges nehmen auf der seetüchtigen Brigg das Steuerrad in die Hand. In den Filmen „Die Blaue Lagune“, „White Squall – Reißende Strömung“ und anderen Abenteuerstreifen dient die segelnde Hollywood-Diva als Handlungsschauplatz und Kulisse. Zu Beginn des neuen Jahrhunderts ist die Brigg neun Jahre lang in Privatbesitz und für ihre zahlreichen Freunde und Fans unzugänglich. 2009 findet das Segelschiff bei der FORUM train & sail GmbH, einem Tochterunternehmen der deutschen FORUM MEDIA GROUP, schließlich seinen neuen Heimathafen.
Von London nach Emden

Von London aus nimmt der Rahsegler Kurs auf Emden. Feierlicher Anlass des Besuches in der britischen Hauptstadt ist der 40. Jahrestag der „Operation Drake“: 1978 war die Eye of the Wind das Flaggschiff dieser Expeditionsreise, die einmal um die ganze Welt führte und unter der Schirmherrschaft seiner Königlichen Hoheit Prinz Charles stand. Der Thronfolger nahm seinerzeit selbst das Steuerrad der Brigg in die Hand und navigierte sie auf den ersten Seemeilen der mehr als zweijährigen Reise, die an den berühmten Seefahrer Sir Francis Drake erinnerte.

Heute wird die Eye of the Wind weltweit für Segeltörns und Führungskräfte-Trainings auf See genutzt. Nächste Station nach den Matjestagen ist der Nord-Ostsee-Kanal. Im Sommerhalbjahr wird der Windjammer Hafenstädte und Inseln im skandinavischen Raum anlaufen. Nach einer Atlantik-Überquerung unter Segeln im Herbst ist der Rahsegler anschließend zwei Monate lang in der Karibik unterwegs.